HISTORIE 10/24
Mittwoch, 16. November 1966:
Nach der Wiederholung des „Schlagerderbys“ im „Aktuellen Plattenteller“ sitzen Hanns Müller, EG und Carlo im Kaminzimmer in ihren Ledersesseln, ein Glas Kölsch vor der Nase. EG wendet sich an Hanns Müller: „Haben Sie mal an eine größere PR-Kampagne gedacht!“ „Wie meinen Sie das?“ „Ich meine Rundfunk- und Fernsehzeitungen, Illustrierte, „Bravo“ und so weiter!“ „Für Schlagerderby und Plattenteller?“ Die Sendungen sind doch Selbstsläufer, da brauchen wir den PR-Rummel nicht - und wer weiß, was die Kollegen dann schreiben würden. Die Hälfte hätten sie vielleicht falsch verstanden, und - seien wir mal ehrlich: Wir können doch froh sein, dass die Hierarchen ab 20.00 Uhr vor dem Fernseher sitzen! Carlo hängt sich manchmal ganz schön aus dem Fenster - das würde manchem von denen eventuell ganz schön aufstoßen! Nein, nein - der Erfolg beruht zum großen Teil auf der Art, wie Carlo die Zuhörer anspricht, wie er mit der Post umgeht, die er mit in die Sendung nimmt (am besten ist er, wenn er improvisiert, aber - das ist ja in diesem Haus ein Reizwort). Die Musik könnten die Leute zum Teil auch woanders hören, vielleicht nicht in der exponierten Zusammenstellung wie bei uns - das Erfolgsgeheimnis ist die Moderation von Carlo, und - nicht zu vergessen - es bleibt für die Hörer immer noch ein Stück Geheimnis, ein bisschen Anonymität: Wer ist dieser Typ, wie sieht er aus, wo kommt er her, was macht er sonst - die wenigsten identifizieren ihn mit dem Carl-Ludwig Wolff im Fernsehen.“ „Wahrscheinlich hast du Recht, Hanns - mir fällt da der Brief von einer ,Gräfin von Sowienoch’ vom Bodensee ein, sie hatte noch nie an eine Zeitung oder Rundfunkanstalt geschrieben, aber mir wollte sie unbedingt mitteilen, wie aussergewöhnlich sie meine Stimme und meine Moderation findet, die leiste Ironie, die gelegentliche Distanzierung bei Texten, Briefen und aktuellen Meldungen, die Sensibilität im Umgang mit der Post aus Mitteldeutschland - und, und, und ... Das imponiert ihr wohl irgendwie.